Ketoazidose

Eine Ketoazidose ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung in Folge eines akuten Insulinmangels und tritt vor allem bei Menschen mit Typ 1 Diabetes mellitus auf.

Symptome:

  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Starker Durst
  • Häufiges Wasserlassen
  • Trockener Mund
  • Starke Müdigkeit
  • Vertiefte Atmung -> Azetongeruch

Die Symptome könne entweder einzeln oder kombiniert auftreten. Keinesfalls müssen alle Symptome zusammen auftreten.

Entstehung:

Wenn der Körper über kein Insulin mehr verfügt (Insulinmangel), kann kein Zucker in die Zellen gelangen (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Bei einer Ketoazidose entwickelt der Körper eine Art Notplan, um trotzdem noch an Energie zu kommen. Er wandelt dabei Fett zu Energie um, in dem er in der Leber Fettzellen zu Ketonkörpern abbaut. Zu viele Ketonkörper im Blut lösen eine Übersäuerung sowie eine Stoffwechselentgleisung aus.

Was sollten Sie tun:

Bei Symptomen einer Ketoazidose und einen Blutzucker von >250mg/dl unbedingt die Ketone messen! Diese können entweder im Blut oder im Urin gemessen werden.

Wodurch wird eine Ketoazidose (u.a.) ausgelöst:

  • Oft wird die Diagnose Typ1 Diabetes mellitus durch eine Ketoazidose diagnostiziert
  • Insulininjektion/en vergessen
  • Insulinpumpendefekt
  • Insulinpumpenkatheter verstopft oder Kanüle abgeknickt
  • Akute oder schwere Erkrankung z.B. fieberhafte Infekte

So beugen Sie eine Ketoazidose vor:

  • Messen Sie mindestens 4x täglich den Blutzucker
  • Denken Sie an Ihre Insulininjektionen
  • Bei einer Insulinpumpentherapie wechseln Sie alle 2-3 Tage den Katheter

Therapie:

Sofern Sie eine leichte Ketoazidose haben, können Sie diese selbstständig mit Ihrem Diabetologen behandeln.

  1. Insulinzufuhr immer als Insulininjektion nicht über eine Insulinpumpe
  2. Sofort schnell wirkendes Insulin spritzen (meist 20% des Tagesinsulinbedarfs)
  3. Regelmäßige Blutzucker und Keto Messungen
  4. Viel Trinken
  5. Körperliche Anstrengung vermeiden
  6. Menschlichen Beistand holen
  7. Rechtzeitig ärztliche Hilfe suchen

 

 

 

 

 


Diabetes und Zahngesundheit

Menschen mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko an Entzündungen des Zahnapparates (Zahnfleisch, Zahnhalteapparat, Kieferknochen) zu leiden.

Folgende Faktoren begünstigen eine Entzündung des Zahnapparates:

  • Langzeitsblutzucker >9%
  • Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße im Mund, dadurch ist der Zahnhalteapparat anfälliger für Infektionen und Entzündungen/Wunden heilen schlechter
  • Hohe Blutzuckerwerte = hoher Zuckergehalt im Speichel
  • Mundtrockenheit, durch hohe Blutzuckerwerte
  • Unsachgemäße Zahnreinigung
  • Mangelnde Mundhygiene
  • Rauchen
  • Stress
  • Übergewicht
  • Genetische Veranlagung

Eine Entzündung des Zahnapparates kann zum einen dazu führen, dass das Insulin im Körper schlechter wirkt und somit die Blutzuckerwerte ansteigen und zum anderen kann sie die Vorstufe für eine chronische, bakterielle Entzündung (Paradontitis) sein. Menschen mit Diabetes mellitus haben ein 3-fach erhöhtes Risiko an einer Paradontitis zu erkranken. Dabei kann es zu eitriger Taschenbildung bis hin zu Zahnlockerung und Zahnverlust kommen. Meist schreitet die Parodontitis schmerzlos voran. Bei Menschen, die an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt sind, kann diese bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten, vor allem bei einer schlechten Stoffwechsellage.

Anzeichen der Zahnfleischentzündung:

  • Rotes, geschwollenes Zahnfleisch
  • Blutende Zahnfleischränder

Behandlung Zahnfleischentzündung

:

  • Zahnärztliche Behandlung
  • Gute Mundhygiene

Behandlung Parodontitis:

  • Zahnärztliche Behandlung
  • Antibiotikum
  • Zahnentfernung
  • Regelmäßige Nachsorgetermine
  • Diabeteseinstellung
  • Regelmäßige und gründliche Zahnpflege

Diabetische Magenentleerungsstörung (Gastroparese)

Bei ca. 50% der Menschen mit Diabetes mellitus können Magenentleerungsstörungen nachgewiesen werden. Diese Erkrankung ist eine Folgeerkrankung und erste Symptome treten meist noch nicht zu Beginn der Diagnose Diabetes mellitus auf.

Hauptsymptome einer Magenentleerungsstörung sind Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Völlegefühl. Einhergehend damit kann es zu einer deutlich schlechteren Blutzuckereinstellung kommen. Ursächlich dafür ist eine Nervenlähmung im Magen (autonome vagale Neuropathie) mit Veränderung der Magen-Schrittmacherzellen (Cajal-Zellen) durch eine längerfristig unzureichende Stoffwechseleinstellung (z.B. zu hohe Blutzuckerwerte).

Diagnostik:

In der Diagnostik stehen uns die Magenspiegelung, Ultraschall vom Bauch und ein „EKG des Magens“ (Elektrogastrographie) zur Verfügung. Die aktuell beste Methode, um eine Magenentleerungsstörung zu diagnostizieren ist die Magenentleerungsszintigraphie und wird daher auch Goldstandard genannt.

Trotz auffälliger (pathologischer) Magenentleerungsszintigraphie bei 30-65% aller Patientinnen und Patienten mit Langzeitdiabetes, klagen lediglich 5-12% der Menschen mit Typ 1 und 2 Diabetes über die typischen Beschwerden. Dies führt dazu, dass zahlreiche Patientinnen und Patienten gar nicht oder erst spät therapiert werden.

Therapie:

Eine Ernährungsumstellung:
  • 6-8 kleine Mahlzeiten am Tag, ballaststoffarm, fettreduziert
  • Weiche oder flüssige Mahlzeiten bevorzugen
  • Nach dem Essen mind. 30 Minuten in aufrechter Haltung verweilen
  • Bei Unterzuckerung (Hypoglykämie) flüssige Kohlenhydrate bevorzugen
  • Alkohol vermeiden

Einnahme von Medikamenten:

  • Magenbewegungsanregende Substanzen (Prokinetika: Metoclopramid, Domperidon, Erythromycin)
  • Botolinustoxin (Botox) in den Magenausgang (wird im Rahmen einer Magenspiegelung eingespritzt)

Einsatz eines Magenschrittmachers (nur sehr selten notwendig)


Dr. Peter Loeff

adminRDZ2022

St. Hildegardis Krankenhaus

Chefarzt und Leiter Diabeteszentrum

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie (DDG/ÄKNO)

Spezialgebiete in Patientengerechter Sprache

Bachemer Str. 29-33, 50931 Köln

Ggf. Zertifizierungen als Abbildungen (siehe Website)


Dr. Wito Szyslo

Maria-Hilf-Krankenhaus

Chefarzt

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie (DDG, AekNO)

Spezialgebiete in Patientengerechter Sprache

Klosterstraße 2, 50126 Bergheim

Ggf. Zertifizierungen als Abbildungen (siehe Website)


Prof. Dr. med. Frank Michael Baer

St. Antonius Krankenhaus

Chefarzt

Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Diabetologie DDG, Sportmedizin, Internistische Intensivmedizin

Dipl. Gesundheitsökonom

Spezialgebiete in Patientengerechter Sprache

Schillerstraße 23, 50968 Köln (Bayenthal)

Ggf. Zertifizierungen als Abbildungen (siehe Website)


Dr. med. Manuela Behling

St. Antonius Krankenhaus

Oberärztin und Leitung der Diabetologie

Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie DDG, KV-Ermächtigung Diabetes

Spezialgebiete in Patientengerechter Sprache

Schillerstraße 23, 50968 Köln (Bayenthal)

Ggf. Zertifizierungen als Abbildungen (siehe Website)


Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus, abgekürzt GDM)

Als Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet wird die erstmalig in der Schwangerschaft auftretende Störung des Zuckerstoffwechsels. Dabei wird die Diagnose in der Regel durch einen Zuckertoleranztest in der 24.-28. Schwangerschaftswoche gestellt. Hierfür hat jede schwangere Frau in Deutschland das Recht, zunächst einen „kleinen“ Zucker-Vortest bei ihrer Frauenärztin/ihrem Frauenarzt zu bekommen. Wenn dieser Test auffällig ist, also der Blutzuckerwert eine Stunde nach dem Trinken einer Zuckerlösung zu stark ansteigt, wird der Zuckertoleranztest durchgeführt. Hierbei wird vor sowie eine und zwei Stunden nach dem Trinken einer ganz genau definierten Menge an Zuckerlösung der Blutzucker gemessen. Wichtig für Sie als Patientin ist, sich genau an die Vorgaben (z.B. nachts vor dem Test nichts essen, während des Tests nicht herumlaufen und andere) zu halten, damit der Test nicht verfälscht wird und durch ein unrichtiges Ergebnis Ihre und die Gesundheit ihres ungeborenen Babys nicht gefährdet wird.

Bei Frauen mit einem besonders hohen Risiko für Schwangerschaftsdiabetes wird schon in der Frühschwangerschaft nach erhöhten Blutzuckerwerten gesucht, um möglichst rasch mit der Behandlung beginnen zu können.

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Ernährung bei Diabetes

Heutzutage wird Menschen mit Diabetes keine „Diät“ mehr verordnet. Es werden stattdessen Therapieziele formuliert, die realistisch sind und bestmöglich zu der Lebenssituation und den Bedürfnissen der Betroffenen passen.

Die verständliche Aufklärung und Abwägung der Vor- und Nachteile einzelner Therapieoptionen ist ein wichtiger Schritt in der partizipativen Entscheidungsfindung. Die zentrale Aussage in den aktualisierten Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist durch eine Gewichtsreduktion von 10-15% des Ausgangsgewichts, den Zuckerstoffwechsel stark zu optimieren und zeitweise ggfs. ohne Medikamente auszukommen. Wichtigste Neuerung: Strenge Vorgaben für die Mengenaufnahmen von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten sind überholt. Ernährungsmuster zu wählen, entlang der entsprechenden Vorlieben, wird stattdessen bevorzugt.

Die Ernährungsempfehlungen der DDG beinhalten praktische Richtlinien für eine gesunde und ausgewogene Kost, am besten im Sinne einer kohlenhydratreduzierten oder mediterranen Ernährung. Dabei kommt es auf die „richtigen“ Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette an.

Kohlenhydrate sollten bevorzugt in Form von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen verzehrt werden, damit ein langsamer Glukoseanstieg ermöglicht wird. Industrielle Transfette (gehärtete Fette in Fertigprodukten) sind zu vermeiden. Es wird empfohlen, täglich verschiedene Ballaststoffe aus natürlichen Quellen (Gemüse; Rohkost; Salat) zu verzehren. Eiweiße sollten 15-25% der Nahrungsenergiemenge betragen und können anteilig aus tierischen Quellen stammen, von zuckergesüßten Getränken wird abgeraten.

Der Einsatz von Formula-Diäten (bilanzierte Flüssigdrinks oder Nährstoffpulver) wird im Hinblick auf die Gewichtsreduktion und Glukosenormalisierung positiv bewertet, auch Intervallfasten unter ärztlicher Überwachung kann als Mittel zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Das Ausmaß dieser Reduktion orientiert sich an den individuellen Therapiezielen, eine Reduktion um 15% des Ausgangsgewichts sollte bei Adipositas angestrebt werden Im stationären Setting sind zur Durchbrechung starker Insulinresistenz Hafer- bzw. Ballaststofftage sehr zu empfehlen. (Praxisempfehlungen DDG 2021)


Therapiemöglichkeiten Typ 1 Diabetes

Da bei einem Typ 1 Diabetes mellitus ein absoluter Insulinmangel besteht, kann dieser nur mit einer Insulintherapie behandelt werden. Hierfür gibt es folgende Möglichkeiten:

ICT (Intensivierte Insulintherapie)

=Täglich 1-2x Langzeitinsulin (Basalinsulin) + zusätzlichem Mahlzeiteninsulin nach Insulinplan

FIT (Funktionelle Insulintherapie)

=Basalinsulin + selbstständige Berechnung der Insulindosen vor jeder Mahlzeit (BE/KE Berechnung)

CSII (Insulinpumpentherapie)

= kurzwirksames Insulin, welches stündlich durch die Insulinpumpe automatisch abgegeben wird. Des Weiteren erfolgt eine manuelle Insulingabe in der Insulinpumpe für die Mahlzeiten.