Therapiemöglichkeiten Typ 2 Diabetes

Life-Style Änderung (Ernährung und Bewegung)

Zunächst wird versucht den Blutzucker durch eine nachhaltige Life-Style Änderung zu senken. Vor allem durch eine individuelle Ernährungsanpassung, um eine Gewichtsreduktion anzustreben sowie durch mehr Bewegung im Alltag, wie Treppen laufen, anstatt den Aufzug zu nehmen oder zu Fuß kleine Erledigungen meistern. Sollte diese Life-Style Änderung nicht ausreichen, kommen Medikamente zum Einsatz.

Medikamente (orale Antidiabetika)

Es gibt Medikamente die oral eingenommen werden (Tabletten) oder aber ins Unterhausfettgewebe injiziert werden (GLP1). Ob und welche Medikamentenwahl die Richtige ist, muss mit Ärztin oder Arzt ausführlich besprochen werden. Denn die Medikamentenwahl ist von vielen Faktoren, wie z.B. von den Laborwerten (Nierenwerten) abhängig.

Biguanide

z.B. Metformin

Laut den aktuellen Leitlinien sind Biguanide das Mittel der 1. Wahl.

Biguanide senken die Zuckerproduktion in der Leber und verbessern die Insulinempfindlichkeit der Zellen.

Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe erhöhen die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse.

Durch eine gesteigerte Insulinproduktion kann es zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen.

DPP-4-Hemmer (Dipeptidylpeptidase-4 Hemmer)

Durch diese Medikamente wird das Enzym DPP-4 gehemmt und dadurch werden bestimmte Darmhormone langsamer abgebaut, sodass eine bessere Insulinfreisetzung entsteht. Des Weiteren wird die Zuckerproduktion der Leber verlangsamt.

SGLT-2 Hemmer

Das Enzym SGLT-2 wird in der Niere blockiert, sodass über die Niere mehr Zucker ausgeschieden wird.

GLP1 Rezeptoragonisten

GLP1 ist ein Darmhormon und wird bei jeder Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. Dieses Hormon ist an dem Zuckerstoffwechsel beteiligt. Dadurch wird die Insulinabgabe in der Bauchspeicheldrüse gesteigert und den Gegenspieler von Insulin (Glukagon) gehemmt.

Dieses Medikament muss subkutan in das Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, entweder täglich oder 1x wöchentlich.

Insulintherapie

Das Hormon Insulin wird in den Betazellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Es reguliert die Zuckeraufnahme aus dem Blut in die Körperzellen und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel.

Es gibt verschiedene Insulin in ihrer Wirkung.

Die sogenannten Mahlzeiteninsuline: z.B. Humaninsulin, Analoginsulin (Wirkung: 5 Stunden)

Die sogenannten Basalinsuline: z.B. Glargin, Detemir (Wirkung: 12-42 Stunden)

Die Mischinsuline/NPH Insuline: (Wirkung 8-12Stunden)

BOT (Basalunterstützte Insulintherapie)

=Basalinsulin + orale Antidiabetika

CT (Konventionelle Insulintherapie)

= 2x täglich Insulininjektion (meist morgens und abends eine feste Dosis von einem Mischinsulin/NPH Insulin)

ICT (Intensivierte Insulintherapie)

=Täglich 1-2x Langzeitinsulin (Basalinsulin) + zusätzlichem Mahlzeiteninsulin nach Insulinplan

FIT (Funktionelle Insulintherapie)

=Basalinsulin + selbstständige Berechnung der Insulindosen vor jeder Mahlzeit (BE/KE Berechnung)


Insulinpumpen

Meist werden Insulinpumpen bei Menschen mit Typ 1 Diabetes mellitus eingesetzt. Die erste Insulinpumpe kam 1978 auf den Markt.

Man unterscheidet zwei Insulinpumpen-Arten:

1. Konventionelle Insulinpumpe

Hierbei handelt es sich um eine Insulinpumpe mit einem Insulinkatheter, wodurch das Insulin in das Unterhautfettgewebe gelangt. Der Insulinkatheter besteht aus einem flexiblen Plastikschlauch, der in einer Kanüle endet. Entweder erhältlich als Stahlnadel oder Teflon Nadel.

2. Patch-Pumpe

Die Patch-Pumpe enthält keinen Insulinkatheter, sondern besteht aus einer Insulinpumpe und einem Steuergerät. Die Insulinpumpe wird mit einem Pflaster und einer Kanüle auf die Haut gesetzt und über das Steuergerät können z.B. Bolis abgegeben werden.

Bei beiden Insulinarten wird das Langzeitinsulin durch die Basalrate ersetzt, das bedeutet: Die Insulinpumpe gibt stündlich die Basalrate ab, in Form von einem schnellwirksamen Insulin. Die Bolus-Gabe muss weiterhin abgegeben werden. Dort gibt es verschiedene Formen (sofort-, kombiniert-, verzögerter Bolus).

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Diabetes mellitus Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Diese tritt häufig bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Durch die Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem die eigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört die Beta Zellen. Die Beta Zellen sind die Zellen, die unser Insulin produzieren. Zusammengefasst produziert der eigene Körper kein eigenes Insulin mehr und es entsteht ein absoluter Insulinmangel.

Wenn der Körper kein Insulin mehr produzieren kann, hat dies einen starken Blutzuckeranstieg zur Folge. Daher kann ein Diabetes mellitus Typ 1 nur mit einer Insulintherapie behandelt werden.

Symtpome:

  • Starkes Durstgefühl
  • Häufiges Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • Muskelschwäche
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Schlechte Wundheilung
  • Trockene Haut
  • Sehstörung

Relativ schnell kann eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung die sogenannte Ketoazidose (Link) entstehen.


Diabetes mellitus Typ 2

Im Gegensatz zum Diabetes mellitus Typ 1, produziert die Bauchspeicheldrüse beim Diabetes mellitus Typ 2 noch Insulin. Es besteht also ein relativer Insulinmangel. Diabetes mellitus Typ 2  kann entstehen, wenn die Bauchspeicheldrüse zwar noch ausreichend Insulin produziert aber die Körperzellen ihre Empfindlichkeit für das Insulin (eine sogenannte Insulinresistenz) verlieren oder die Ausschüttung des Insulins in der Bauchspeicheldrüse gestört (Insulinsekretionsstörung) ist. Die Bauchspeicheldrüse versucht dies zu kompensieren und schüttet immer mehr Insulin aus. Dennoch kommt weiterhin nur wenig Zucker in die Körperzellen an und der Blutzucker kann nicht reguliert werden.

Oftmals wird der Diabetes mellitus Typ 2 per Zufallsbefund diagnostiziert, z.B. im Rahmen eines stationären Aufenthaltes oder bei einer Routinekontrolle. Häufig leben Betroffene vor der Diagnose etwa 8 Jahre lang mit einem unentdeckten Diabetes.

Das Mittlere Alter liegt bei Männern bei 61 und bei Frauen bei 63 Jahren. Daher wird auch häufig von einem Altersdiabetes gesprochen. Inzwischen erkranken aber auch zunehmend jüngere Menschen an einem Diabetes mellitus Typ 2

Die Symptome bei einem Diabetes mellitus Typ 2 sind nicht so stark ausgeprägt und die Therapiemöglichkeiten sind vielfältiger als bei einem Diabetes mellitus Typ 1. Die Therapie beginnt in der Regel mit einer Lifestyle-Änderung (Ernährung und Bewegung) sowie einer ausführlichen Diabetesschulung. Meist wird dies mit einer Tabletten-Therapie kombiniert. Aber auch eine Insulintherapie ist möglich.


Diabetes mellitus Typ 3

Unter der Bezeichnung Typ 3 werden verschiedene Diabetesformen zusammengefasst, die weder dem Typ 1 noch dem Typ 2 zugeteilt werden können. Der Typ 3 Diabetes ist deutlich seltener als die beiden Hauptformen Typ 1 und Typ 2. Die zum Typ 3 Diabetes führenden Ursachen sind unterschiedlich.
Diabetes Typ 3a - zugrundeliegende Gendefekte in den Insulin-produzierenden Betazellen (MODY).
Diabetes Typ 3b - zugrundeliegende Gendefekte der Insulinwirkung.
Diabetes Typ 3c - der pankreoprive Diabetes entsteht durch den Funktionsverlust des Pankreas-Organs infolge akuter oder chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Operationen an der Bauchspeicheldrüse.
Diabetes Typ 3d – geht auf Störungen des Hormonsystems bei Nebennieren- und Schilddrüsenerkrankungen zurück, beispielsweise übermäßige Bildung von Hormonen wie Cortisol (Cushing-Syndrom) oder Somatotropin (Akromegalie) oder durch hormonproduzierende Tumoren des Nebennierenmarks (Phäochromozytom).
Diabetes Typ 3e - Chemikalien oder Medikamente wie Kortison, Neuroleptika oder Alpha-Interferon können ursächlich für die diabetische Stoffwechsellage sein.
Diabetes Typ 3f – infolge Virusinfektion.
Diabetes Typ 3g - Autoimmunerkrankungen können über Anti-Insulinrezeptor-Antikörper einen Diabetes hervorrufen
Diabetes Typ 3h - genetische Syndrome die Defekte der Insulinwirkung oder der Mitochondrialen DNA aufweisen.


Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Die häufigste akute Komplikation eines Diabetes mellitus ist die Unterzuckerung (Hypoglykämie). Gemäß der Amerikanischen Diabetes Gesellschaft liegt sie im Allgemeinen vor, wenn der Blutzuckerspiegel unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) sinkt. Häufig werden aber noch niedrigere Grenzwerte zur Definition verwendet.

Ob Menschen mit Diabetes in eine Unterzuckerung kommen können, hängt von ihrer jeweiligen Therapie ab. So treten Unterzuckerungen bei der Behandlung mit Insulin und Sulfonylharnstoffen häufig auf, bei einer Therapie rein über Lebensstilumstellung oder Metformin hingegen besteht kein Risiko.

Leichte Unterzuckerungen gehören für viele Menschen mit Diabetes zum Alltag. Der Körper versucht in solchen Situationen, durch Glukoseausschüttung selbst gegenzusteuern. Das Hormon Adrenalin mobilisiert dafür Zucker, der in der Leber oder in den Muskeln gespeichert ist. Diese hormonelle Gegenreaktion, und nicht die Hypoglykämie selbst, führt dann zu den bekannten Anzeichen einer Unterzuckerung wie Schwitzen, Zittern oder Herzklopfen.

Bei welchen Blutzuckerwerten erste Symptome auftreten, hängt von vielen Faktoren ab. Etwa wie die Blutzuckereinstellung insgesamt ist oder die Häufigkeit der Hypoglykämien in der Vergangenheit.

Mögliche Ursachen einer Hypoglykämie

Das Risiko einer Hypoglykämie besteht bei allen Personen, die mit Insulin behandelt werden oder Tabletten einnehmen, die die körpereigene Insulinfreisetzung erhöhen (z.B. Sulfonylharnstoffe, Glinide).

Die Ursachen können neben verstärkter Insulin- oder Tablettenwirkung auch zu wenig aufgenommene Kohlenhydrate, zu viel gespritztes Insulin oder auch, unerwartete körperliche Anstrengung oder Alkohol sein.

Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Ursachen, zum Beispiel:

  • Insulinproduzierende Tumore (Insulinome)
  • Medikamente (z.B. Pentamidin, Chinin, Chinidin)
  • Zustand nach Magenentfernung (Spätdumping)
  • Dialyse
  • Hormonstörungen:
    • Nebenniere
    • Schilddrüse
  • Essstörungen

Hypoglykämien treten darüber hinaus auch im Rahmen angeborener Stoffwechselkrankheiten auf.

 

Typische Symptome einer Unterzuckerung

Symptome:

Zittern, Schwitzen, Kopfschmerzen, „weiche Knie“, Heißhunger, innere Unruhe

Symptome neurologisch (ausgelöst durch Glukosemangel im zentralen Nervensystem meist erst ab BZ-Werten unter 50 mg/dl oder 2,8mmol/l):

Benommenheit, Verwirrtheit, Sprachstörungen, Sehstörungen, Albernheit, atypisches Verhalten

Symptome nächtlicher Hypoglykämien (bleiben häufig unerkannt):

nächtliches Schwitzen, unruhiger Schlaf, Alpträume, morgendlicher Kopfschmerzen

Bei schweren Hypoglykämien kann der Zuckermangel im Gehirn zu Konzentrations-, Sprach- oder Sehstörungen, Schwindel, Krämpfen oder sogar Bewusstlosigkeit führen. Schwere Hypoglykämien sind dadurch definiert, dass sich die Betroffenen nicht mehr selbst helfen können. Daher ist es wichtig, dass Angehörige und Freunde von Menschen mit Diabetes über diese mögliche Notfallsituation aufgeklärt sind.

Akutmaßnahmen bei Hypoglykämie

  • 8 Stück Würfelzucker
  • 20 g Traubenzucker (4 Blättchen)
  • 200 ml zuckerhaltige Limonade (z.B. Cola, Fanta – keine Light-Produkte!)
  • 200 ml Fruchtsaft

Nach 15 Minuten sollte der Blutzucker erneut überprüft und ggf. die Gabe von schnell resorbierbaren Kohlenhydraten (wie oben erwähnt) wiederholt werden. Nach erfolgreicher Korrektur empfiehlt es sich, komplexe Kohlenhydrate (z.B: Joghurt oder Snack) zu sich zu nehmen, um ein Wiederauftreten der Hypoglykämie zu verhindern.

Ungeeignet zur Regulierung einer Unterzuckerung sind:

  • Diät-/Lightprodukte

Wie beuge ich einer Unterzuckerung vor?

Um sich vor einer Unterzuckerung zu schützen, sollten Sie einige wichtige Regeln befolgen. Lernen Sie aus jeder Unterzuckerung, denn die Ursachenforschung ist für die künftige Vermeidung wichtig. Überlegen Sie, wie oder warum es zu einer Unterzuckerung kam und welche Konsequenzen sich evtl. daraus ergeben können. War der Grund z.B. Alkoholkonsum, ohne zu Essen, Sport oder eine falsche Einstellung?

Besprechen Sie Ihre Analyse mit Ihrem Diabetologen. Je mehr Sie sich mit den Ursachen auseinandersetzen und entsprechend gegenlenken, umso besser können Sie zukünftigen Unterzuckerungen vorbeugen.