Diabetes und Herzinfarkt

Der Herzinfarkt in seinen unterschiedlichen Ausprägungen wird im Medizinerdeutsch auch als akutes Koronarsyndrom (ACS) bezeichnet. Im Gegensatz zu einer chronischen koronaren Herzerkrankung (KHK) sind bei einem Herzinfarkt ein oder mehrere Koronargefäße so sehr verengt oder gar verschlossen, dass es zu einem akuten Sauerstoffmangel und dem Absterben von Herzmuskelzellen kommt. Dabei werden Zellbestandteile frei, die sich im Notfalllabor sehr schnell bestimmen lassen und somit den Herzinfarkt nachweisen. Bei vielen Patientinnen und Patienten finden sich auch typische Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) und häufig leiden sie auch an akuten Brustschmerzen.

Folgende Anzeichen für einen Herzinfarkt sind typisch:

  • Schmerzen in der Brust, hinter dem Brustbein, die in den linken Arm ausstrahlen
  • Schmerzen, die in den rechten Arm und/oder den Unterkiefer ausstrahlen
  • Schmerzen, die in den Rücken und/oder die Schultern ausstrahlen
  • Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen
  • Schwindel, Luftnot bis hin zu Bewusstlosigkeit
  • Beklemmungs- oder Engegefühl
  • Angstgefühl / Panik / Bewusstlosigkeit
  • kalter Schweiß und blasse Haut

Wenn der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, sollte umgehend der Rettungsdienst gerufen werden, um einen sicheren Transport in das nächstgelegene Krankenhaus mit einer 24-Stunden Herzkatheterbereitschaft zu gewährleisten.

Im Kardio-Diabetes Zentrum des St. Antonius Krankenhauses werden in einer sogenannten Brustschmerz-Ambulanz sehr schnell die notwendigen Untersuchungen (Krankengeschichte, EKG, Labor, Herzultraschall) durchgeführt und entschieden, ob eine notfallmäßige Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden muss. Das Behandlungsziel bei einem Herzinfarkt ist die Widereröffnung des betroffenen Gefäßes innerhalb von 2 Stunden nach Erstkontakt, um das Absterben von Herzmuskelzellen weitgehend zu verhindern. Dabei wird nach einer Darstellung der Koronargefäße mit Kontrastmittel der Gefäßverschluss mit einem dünnen Draht passiert und die Engstelle mit kleinen Ballons aufgedehnt (PTCA). Abschließend wird die betroffene Gefäßregion noch mit einer Gefäßstütze (Stent) abgesichert damit das Gefäß nach dem Eingriff offenbleibt (s. Abb). Erfolgt dieser Eingriff innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem Gefäßverschluss lassen sich die Folgen eines Herzinfarktes, z. B. die chronische Herzschwäche, weitgehend vermeiden.

Menschen mit Diabetes sind trotz der guten Organisation der Herzinfarkttherapie mit flächendeckender Notfallversorgung im Nachteil. Denn bei ihnen ist das Herzinfarktrisiko mehr als doppelt so hoch wie bei Menschenohne Zuckerstoffwechselstörung. Darüber hinaus tritt das Infarktereignis häufig ohne die typischen Brustschmerzen auf – insbesondere Frauen mit Diabetes haben häufig keine typischen Beschwerden. Folglich verzögert sich die Diagnose „Herzinfarkt“ und die notfallmäßige Widereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes unterbleibt oder erfolgt erst nach abgelaufenem Infarktgeschehen. Um eine koronare Herzkrankheit und damit eine erhöhtes Herzinfarktrisiko frühzeitig zu erkennen, wird Menschen mit Diabetes ein strukturiertes Behandlungsprogramm (DMP) angeboten, das regelmäßige ärztliche Kontrollen und Schulungen zu kardiovaskulären Risikofaktoren vorsieht (s. auch Diabetes und KHK).

Nach der akuten Infarkttherapie im Krankenhaus wird eine stationäre oder ambulante Rehabilitation empfohlen. Gezielte Schulungen sollen zu einer Veränderung des Lebensstils ermutigen, um das Risiko eines Fortschreitens der koronaren Herzerkrankung und das Auftreten eines erneuten Infarktes zu vermindern. In der weiteren ambulanten Therapie ist eine engmaschige Kooperation zwischen Hausarzt, Diabetologen und Kardiologen entscheidend um den Therapieerfolg der akuten Herzinfarkttherapie langfristig zu sichern und die Lebenserwartung der betroffenen Patientinnen und Patienten zu erhöhen.

Abbildung: Akuter Hinterwandinfarkt mit vollständigem Verschluss der rechten Koronararterie (links) und erfolgreicher Eröffnung und Stentversorgung (rechts).